Was ist der Hà Giang Loop?
Der Loop ist eine zwischen 290 und 350 km lange Motorradrundstrecke um die gleichnamige Stadt Hà Giang im Norden Vietnams bis hin zur Grenze Chinas. Je nach Zeit und Lust kann diese Tour bis zu acht Tage dauern, die meisten Backpacker entscheiden sich aber für eine drei oder vier Tagestour. Auf dem Weg kann man auf verschiedene Bevölkerungsgruppen wie Tày oder Hmong treffen. Wir erlebten während unserer vier Tage unvergessliche Augenblicke.

In Hanoi hatten wir noch lange überlegt, ob wir nicht lieber eine geführte Tour buchen sollen. Letztlich haben wir uns aber entschieden auf eigene Faust in das Abenteuer zu starten.
Mit dem Bus fuhren wir von Hanoi ca. sechs Stunden in die nördlichste Provinz Vietnams Hà Giang 🚌. Unser Hostel war eigentlich nur für die Tour ausgelegt. Entweder starteten die Backpacker von hier oder kamen gerade vom Loop zurück. Es herrschte somit immer eine etwas aufgeregte und begeisterte Stimmung im Hostel.
Da wir für die Tour nicht wie sonst einen Automatik Roller sondern ein Semi Automatic Motorbike bekamen, entschieden wir uns zusammen nur ein Motorbike zu leihen. Während Michi fährt, würde ich hinten sitzen, navigieren und Fotos schießen. Wir bekamen eine 10-sekündige Einweisung und durften uns sogar einen Tag vorher mit dem Gefährt vertraut machen. Da der Loop sehr viele steile Passagen beinhalten sollte, wurde uns empfohlen in Richtung des Café am Berg zu fahren, um die steile Anfahrt zu üben. Nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten und einem Wheelie, bei dem uns glücklichweise nichts passiert ist, haben wir es doch zum süßen Café mit Blick über das gesamte Tal geschafft. Wir waren dann doch etwas nervös, bevor es losging.
Tag 1 – Hà Giang nach Yên Minh
Unser erstes Ziel der kleinen Mehrtagestour war der 94km entfernte Ort Yên Minh. Wir starteten vormittags und entschieden uns außerdem, wie viele andere auch, mit Knie- und Armschonern zu fahren.
Schon der erste Tag überzeugte mit tiefen Tälern und traumhaft geschlängelten Straßen. Es machte richtig viel Spaß ganz unabhängig in Richtung Norden zu fahren. Obwohl der Norden wettertechnisch eher zu Regen tendiert, hatten wir sehr viel Glück und hatten während der gesamten Fahrt puren Sonnenschein. Wir machten an einigen Orten Halt, ehe wir spätnachmittags in einem uns empfohlenen Homestay ankamen.
Gemeinsam mit ungefähr 30 Mitreisenden gab es dann ein traditionell vietnamesisches Abendessen (Michi-approved), Karaoke und ganz viel „Happy Water“ (Maisschnaps).
Tag 2 – Yên Minh zur Grenze Chinas
Am zweiten Tag ging es nach Dong Vân zum riesigen Sonntagsmarkt. Wir trafen hier auf Júlia aus Spanien. Zusammen mit ihr machten wir uns nach dem Mittagessen auf den Weg zum nördlichsten Punkt Vietnams – Lūng Cú. Der Aussichtspunkt war sehr beeindruckend, vor allem mit der Drohne konnten wir einige gute Aufnahmen machen. Durchs Gebüsch liefen wir sogar kurz zur chinesischen Grenze, welche mit einem Stacheldrahtzaun und Kameras gesichert war 🇨🇳. Während der Fahrt sahen wir immer wieder wunderschöne Reisfelder inmitten der bergigen Landschaft.
Zurück im Ort Dong Vân übernachteten wir in einem süßen Bungalow und sprangen nach der Ankunft erstmal in den wirklich eiskalten Naturpool. Abends gab es wieder ein leckeres Essen, Karaoke, natürlich ganz viel Happy Water und auch süße Hunde. Michi hatte den Vietnamesenbonus und wurde von den vietnamesischen Homestaybesitzern eingeladen mit ihnen am Tisch Hot Pot zu essen. Im Laufe des Abends hat sich das Ganze aber sehr gut vermischt und jeder war herzlich eingeladen das Hot Pot Gericht zu probieren. An diesem Ort waren es nur noch knapp halb so viele Reisende wie am Vorabend, womit es etwas entspannter wurde. Michi musste außerdem für die trinkwütigen Briten den vietnamesischen Trinkspruch anstimmen.
Tag 3 – Nochmal Glück gehabt
Gemeinsam mit Júlia starteten wir am nächsten Morgen in den schwierigsten Abschnitt des Loops. Unser erstes Ziel war der berühmte Skywalk und dessen nicht ganz ungefährlicher Fotospot, welcher zig Meter über dem Nichts ragt. In engen und kurvenreichen Straßen ging es dann weiter herunter wieder zurück zur Hauptstraße.
Beim Mittagessen trafen wir dann auf den Litauer Lukas und die Holländerin Louise, die uns dann bis zum Rest der Tour begleiteten. Eigentlich sollte die heutige Strecke lediglich 70km betragen, trotzdem wurde es zum längsten und anstrengendsten Tag. Auf der Strecke befanden sich mehrere Baustellen. Eine mussten wir mit einem langen Umweg über die Berge umfahren, bei anderen sehr lange auf die Öffnung der Straßensperre warten und durch manche mussten wir widerum mit viel Anstrengung durchfahren.
Nachdem wir die schwierigen Passagen gemeistert hatten und uns nur noch eine Stunde vom Homestay trennte, geschah leider ein Unfall. Wir waren insgesamt drei Motorräder und fuhren immer langsam, vorsichtig und natürlich wie in Vietnam üblich huppend durch die kurvigen Straßen. Da diese in den ländlichen Regionen nicht immer im besten Zustand sind, kann es durchaus mal vorkommen, dass man großen Schlaglöchern ausweichen und somit auf der falschen Straßenseite fahren muss – In Vietnam eigentlich nichts Ungewöhnliches.
Leider kam uns in diesem Moment ein Rollerfahrer viel zu schnell entgegen. Anstatt zu bremsen war er anscheinend zu überrascht, so dass er den Lenker herumriss und mit dem Roller am Boden entlang schlitterte. Komplett geschockt versuchten wir gleich erste Hilfe zu leisten und waren erleichtert, dass es ihm bis auf Schürfwunden und einigen Schäden am Roller den Umständen entsprechend gut ging. Er war höchstens 13 Jahre alt und fuhr ohne Schoner und Helm (ist in Vietnam eigentlich Gesetz).
Leider kamen mit der Zeit immer mehr Einheimische dazu und versuchten sich in die Angelegenheit einzumischen. Unsere Ansprechpartnerin vom Hostel in Ha Giang sagte uns, dass dies in diesen Regionen öfter vorkommt und die Menschen dort versuchen würden uns möglichst viel Geld abzunehmen. Michi musste eine gefühlte Ewigkeit mit ihnen auf vietnamesisch diskutieren. Es wurde langsam dunkel und wir hatten noch knapp eine Stunde in den Bergen vor uns. Letztendlich wollten wir die Polizei rufen, um die Situation zu klären, daraufhin lenkten die Dortbewohner ein und nahmen unser angebotenes Geld für die Reparatur des Rollers und die Behandlung des Jungen an. Am Ende waren wir einfach nur froh, dass uns allen nichts schlimmeres passiert ist. Wir kamen dann spät am Abend bei Dunkelheit in unserem Homestay an. Während dem Abendessen schliefen wir fast am Tisch ein und wollten nach diesem aufregenden und ereignisreichen Tag einfach nur noch ins Bett.
Tag 4 – Geschafft!
Am letzten Tag der Motorradtour hatten wir eine Gesamtstrecke von ca 120km vor uns. Vormittags entspannten wir aber erstmal an einem erfrischenden Wasserfall. Wie auf der gesamten Strecke trafen wir hier auf so viele herzliche Einheimische. Besonders die Kinder freuten sich sehr über die vorbeifahrenden Traveller. Teilweise winkten sie, rannten uns hinterher und wollten einklatschen 😍🙌. Es war wirklich sehr schön dabei das Lachen der Kinder zu sehen. Einer holte beim Einklatschen so stark aus, dass meine Hand einige Minuten pochte.
Heute fuhren wir durch sehr viele ländliche Gegenden, sodass wir ewig nach einem Ort fürs Mittagessen suchen mussten. Wir fanden genau rechtzeitig ein Restaurant, wo wir uns unterstellen konnten. Denn es fing das erste Mal auf unserer Tour an zu regnen. Somit konnten wir doch noch unsere sexy Regenponchos nutzen.
Auf den letzten Metern fiel das Sitzen besonders schwer. Letztenendes hat sich jede Anstrengung mehr als gelohnt. Es waren unvergessliche Erlebnisse und gehörte zu den Highlights unserer gesamten Weltreise. Wir konnten tolle Menschen kennenlernen, sind an unsere Grenzen gegangen und hatten vier volle Tage inmitten unglaublicher Landschaft. Jeder, der Vietnam bereist sollte dieses Abenteuer wagen. Man muss auch gestehen. dass wir vor allem mit dem Wetter im sonst sehr regnerischen Norden einfach unfassbar Glück hatten.
Mehr Bilder gibt es wie immer HIER.