Zum Inhalt springen

Kulturschock Indien

Nach unserem knapp fünfstündigen Flug mit der wohl schlechtesten Airline (man muss selbst für Wasser zahlen) erreichten wir unser lang ersehntes Reiseziel Indien. Wir waren sehr gespannt auf die Kultur, die Menschen und allem drumherum.

Wir entschieden uns in der 38 Millionen Stadt gegen Neu Delhi und dafür für ein Hotel in der Paharganj Nachbarschaft. Hier sollten wir direkt ins kalte Wasser geworfen werden und das wahre Indien kennenlernen.

Vor einer Indienreise treibt man Recherche und versucht möglichst frei von Stereotypen die Reise zu starten. Wir wussten, dass wir uns auf verschmutzte Straßen oder Straßenbetrüger einstellen müssten. Auch wenn wir durch die letzten Monate in Lateinamerika und Südostasien bereits viel gesehen und erfahren haben, ist die Wirklichkeit in Indien nocheinmal um einiges extremer.

Überall lag Müll, es stank, zum sowieso schon verrückten Verkehr gesellten sich Kühe oder Ziegen und es war fürchterlich laut.

Zusätzlich hatte die Pandemie in Indien Spuren hinterlassen, sodass viele Hotels oder Läden zu hatten, auch von ausländischen Touristen war kaum eine Spur. Die berühmten indischen Betrugsmaschen blieben aber von Corona verschont…Auf der Suche nach einer Simkarte fuhr uns unser TukTukfahrer leider nicht zum gewünschten Ort, sondern zu einer „Official Tourist Information“, welche ohne „Commission“ arbeitet. Da wir unsere Indienreise bevorzugt mit dem Zug machen wollten, es in Indien aber unglaublich schwer ist stressfrei ein Zugticket zu kaufen, wollten wir uns dort trotzdem informieren. Nach 15 Minuten Gerede und Gelüge merkten wir zum Glück, dass wir bei einem Betrüger waren und versuchten so schnell wie möglich den Laden zu verlassen. Was wir erst im Nachhinein herausgefunden hatten – In Delhi gibt es lediglich ein offizielles Tourismuscenter. Um das Gebiet herum gibt es aber einige Dutzend Scamläden. Tuktuk- und Taxifahrer arbeiten in vielen Fällen mit Fake Tour Agencies oder Shops wie Schneidereien zusammen, um eine Provision zu kassieren.

Zurück in unserem Hotel trafen wir auf Abdul, welcher in unserem Hotel die interne Travel Agency leitet. Wir hatten ein gutes Gespräch, er lud uns zum Essen ein und buchte für uns das erste Zugticket. Außerdem schlug er uns einen Reiseplan für die kommenden 2,5 Wochen vor. Obwohl Julia und ich eigentlich immer gerne flexibel bleiben und unsere Pläne nach unseren Bedürfnissen abstimmen, überlegten wir den Reiseplan anzunehmen. Wir dachten wir könnten uns so mehr auf das eigentliche Reisen konzentrieren und müssen uns nicht mit lästigen Buchungen von Zügen und Betrügern herumschlagen.  Nach knapp vier Stunden Planung und Diskussion haben wir uns dann doch überreden lassen die „Tour“ zu buchen. Inkludiert sollten alle Unterkünfte, Fahrten, ein Inlandsflug, Privatfahrer für einige Tage sowie PickUps/DropOffs sein. 675€/Person für so einen Service klang im ersten Moment nach einem ganz guten Deal…Im Laufe der Tage sollte sich aber Gegenteiliges heraustellen.

Am nächsten Tag startete unsere Tagestour durch Delhi mit unserem privaten Fahrer. Julia hatte im vorhinein einige Dinge herausgesucht, die wir anschauen wollten. Dies beschränkte sich eigentlich auf den Stadtteil Old Delhi. Unser Fahrer meinte aber es sei eine gute Idee erst nach Neu Delhi zu fahren und dort einige Attraktionen abzuklappern. Da es relativ früh war und wir den ganzen Tag Zeit hatten, stimmten wir dem zu. Nach dem wirklich beeinruckenden Hindu Tempel, zogen die Wolken etwas auf und wir wollten gerne zu einem Markt nach Old Delhi. Unser Fahrer jedoch schmetterte uns mit seinem gebrochenen Englisch ab und fuhr uns erst zu einer überteuerten Schneiderei und Restaurant, wo er eine Komission erhalten würde. Uns wurde von Abdul versprochen, dass wir in keine Touristenfallen gelockt werden…Anstatt uns danach zu unserem gewünschten Ziel zu fahren, fuhr er weiter in die entgegengesetze Richtung und meinte er müsse uns unbedingt noch ein tolltes Highlight der Stadt zeigen.

Unsere Bedenken, dass es regnen sollte, teilte er nicht und meinte dass es in Delhi immer trocken sei. Long story short, es goss wie aus Eimern und wir kehrten enttäuscht zum Hotel zurück. Für viele Leute mag das zwar unverständlich sein, dass wir unserem privaten Fahrer nicht dazu bringen konnten uns zum Ziel zu fahren, aber um das verstehen zu können, muss man auf jeden Fall das Abenteuer Indien hautnah miterlebt haben.

 

The Holy City

Am Abend ging es mit unserem ersten Nachtzug in Richtung Varanasi, der heiligsten Stadt der Welt. Wir hatten zwar eine gute Klasse im Zug mit einigermaßen komfortablen Liegen und Klimaanlage, jedoch nicht wie von unserem Touroperator besagte „best class“. Die lange Fahrt wurde oft von laut sprechenden, rotzenden und spuckenden Indern gestört. Was in Indien als normal angesehen wird, wäre bei uns in Deutschland kaum vorstellbar. Nach knapp 14 Stunden erreichten wir endlich unser Ziel wo wir direkt von einem Hotelmitarbeiter abgeholt wurden.

Im Hotel angekommen wurden wir leider sehr wütend und enttäuscht. Das Hotel war zwar „okay“, jedoch nicht das was uns auf Bildern von unserer „Agency“ versprochen wurde. Nach einem kurzen Preischeck war klar, dass uns viel zu viel Geld für die Unterkünfte abgeknüpft worden war. Wir versuchten daraufhin aus unserer gebuchten „Tour“ irgendwie wieder rauszukommen, doch leider war da nichts zu machen und wir mussten uns unseren Fehler eingestehen und das Beste aus der Situation machen. Wenigstens hatten wir eine Unterkunft direkt am Ganges. 

Varanasi wurde laut Mythologie von der hinduistischen Gottheit Shiva erbaut, weswegen sie als die heiligste Stadt des Hinduismus gilt. Diese liegt außerdem am berühmtem heiligen Fluss Ganges. Er hat eine Gesamtlänge von etwa 2500 km und fließt durch Indien und Bangladesch. Pilger aus ganz Indien kommen zu religiösen Zeremonien hierher. Hindus waschen in Varanasi ihre Körper im Fluss um die Seele spirituell zu reinigen. Außerdem glauben sie, dass der Ganges ein direkter Weg ins Jenseits sei. Deshalb wird die Asche von Verstorbenen in den Fluss geworfen, aber wenn eine Einäscherung aus finanziellen Gründen nicht möglich ist, kann auch  der gesamte Körper hineingeworfen werden. Auch wenn Hygiene in Indien allgemein nicht sehr groß geschrieben wird, war es für uns faszinierend und schockierend zugleich zu sehen,  wie unzähliche Inder im Ganges baden.

Täglich finden in Varansi sog. Ganga Aarti statt. Dies ist ein hinduistisches Ritual, bei dem das Licht einer Kerze einer oder mehreren Gottheiten dargeboten wird. Diese finden an den vielen Ghats (zu einem Gewässer hinunterführende Stufen) in Varanasi statt. Es versammeln sich dann jeden Abend unzählige Leute und zelebrieren das Ritual. Es war wirklich faszinierend soetwas einmal miterlebt zu haben. 

Für uns ging es dann mit dem nächsten Nachtzug in Richtung Agra, wo uns mit dem Taj Mahal das nächste Weltwunder erwarten sollte 🙂 

Mehr Bilder gibt es wie immer HIER.

Hier waren/sind wir gerade 🙂

Schreibe einen Kommentar